18.09.08, Andrea Schödl
Wählen ist wichtig

Wahlveranstaltung für Menschen mit Behinderung

Eisingen – Unter dem Thema „Wählen ist wichtig“ veranstaltete die Robert-Kümmert-Akademie (RKA) eine Wahlveranstaltung der anderen Art, denn die fünf Bezirks- und Landtagskandidaten sahen sich vor ungewohntem Publikum: Sie mussten den Fragen geistig behinderter Menschen Rede und Antwort stehen. „Viele Menschen mit geistiger Behinderung sind wahlberechtigt“, erklärte die Geschäftsführerin der Robert-Kümmert-Akademie, Christel Baatz-Kolbe, „damit ihre Wahlkarten nicht im Papierkorb landen, brauchen sie eine spezielle politische Aufklärung“. Aus diesem Grund organisierte sie zusammen mit der Fortbildungsreferentin des RKA, Maria Meisenzahl, diese besondere Wahlveranstaltung im St. Josefs-Stift Eisingen.

Die Politiker mit drei der vielen Diskussionsteilnehmer: (3. v. li. nach rechts) Elisabeth Schäfer, Robert Kremling, Eva-Maria Linsenbreder, Marco Graulich, Michael Gerr, die Organisatorin Maria Meisenzahl zusammen mit den beiden Geschäftsführern der Robert-Kümmert-Akademie, Christel Baatz-Kolbe und Geschäftsführer Bernhard Götz
Die Politiker mit drei der vielen Diskussionsteilnehmer: (3. v. li. nach rechts) Elisabeth Schäfer, Robert Kremling, Eva-Maria Linsenbreder, Marco Graulich, Michael Gerr, die Organisatorin Maria Meisenzahl zusammen mit den beiden Geschäftsführern der Robert-Kümmert-Akademie, Christel Baatz-Kolbe und Geschäftsführer Bernhard Götz

Nicht nur die Eisinger Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch die Würzburger Institutionen, insbesondere die Blindeninstituts-Stiftung, die Lebenshilfe Würzburg und die Wohnanlage Arche sowie Eltern behinderter Kinder und Mitarbeiter der Einrichtungen nutzen die Gelegenheit gerne. Die Parteienvertreter, Elisabeth Schäfer für die CSU, Eva-Maria Linsenbreder für die SPD, Marco Graulich für die FDP, Michael Gerr für die Grünen und Robert Kremling für die Freien Wähler, stellten sich den kritischen Fragen der behinderten Menschen. „Warum ist es so, dass behinderte Menschen in der Gesellschaft oft nicht ernst genommen werden?“, lautete die Frage eines Teilnehmers. Ein anderer konkretisierte den Sachverhalt: „Warum bekommen behinderte Menschen in der Werkstatt so wenig Geld und das obwohl wir bald länger arbeiten müssen?“. Andere beklagten die langen Wartezeiten und komplizierten Antragsstellungen für orthopädische Hilfsmittel oder Rollstühle. Die Parteienvertreter stimmten den Beschwerden zu und versprachen, sich für ein geschärftes Bewusstsein für die Belange behinderter Menschen einzusetzen. Bezirksrätin Eva-Maria Linsenbreder thematisierte die derzeit schwierigen Verhandlungen im Bezirk, in denen es darum geht, Menschen mit schwerer Behinderung ein Recht auf den Besuch einer Förderstätte einräumen zu können. Die Behindertenbeauftragte des Landkreises, Elisabeth Schäfer, bot Angehörigen praktische Hilfe und Unterstützung bei Antragstellungen an und Bezirkstagskandidat Michael Gerr, der aufgrund einer Querschnittslähmung auf den Rollstuhl angewiesen ist, versprach sich unter anderem für mehr Barrierefreiheit in den Städten und Verwaltungsgebäuden einzusetzen. Dies habe er bereits im Würzburger Stadtrat erfolgreich getan. Der sicherheitspolitische Sprecher der FDP Unterfranken, Marco Graulich, betonte die Notwendigkeit der Integration behinderter Menschen. Deshalb sprach er sich für integrierte Kindergärten aus. Robert Kremling, der Bezirkstagskandidat von den Freien Wählern, plädierte für eine Entbürokratisierung bei der Beantragung von Geldern und Hilfsmittel.