10. September 2003

Das Schnarchkonzert endlich beenden

Gespräch mit Moritz Kracht

Moritz Kracht ist seit diesem Jahr Bezirksvorsitzender der JuLis Unterfranken und der Direktkandidat der FDP Würzburg-Stadt zur Landtagswahl.

Sonntag-Merkur: Von den Wahlplakaten der FDP grüßt ein junges Team. Eine neue Strategie der sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene arg gebeutelten Liberalen?

Moritz Kracht: In Würzburg wollten wir bewusst ein Gegengewicht zu den erfahrenen Kandidaten anderer Parteien schaffen und vermehrt die Interessen der Jüngeren vertreten. Generell zählt bei uns das Leistungsprinzip. Jeder muss sich bewähren, egal ob jung oder alt.

- Seit 1994 war die FDP nicht mehr im bayerischen Landtag vertreten. Sie müssen unbedingt Boden in der Wählergunst gutmachen. Mit welchen Mitteln?

Ich bin optimistisch, dass wir es diesmal wieder schaffen. Zum einen haben wir mit Sabine Leutheuser-Schnarrenberger ein bekanntes Zugpferd, zum anderen haben wir im Gegensatz zu 1998 flächendeckend mit Direktkandidaten offensiven Wahlkampf geführt.

- Ein Slogan der FDP lautet „Gelb mobilisiert.“ Mit welchen Themen wollen Sie persönlich die Bürger zum Urnengang bewegen?

Neben der Bildung liegen mir besonders die Themen Sicherheit und Wirtschaft am Herzen. Beispielsweise sollten alle staatlichen Subventionen auf ihre Sinnmäßigkeit hin überprüft und ein gesunder Wettbewerb in der Freien Marktwirtschaft angestrebt werden.

- Sie plädieren für Privatisierungen in vielen Bereichen. Mit welchem Ziel?

Um Gelder zu sparen, die beispielsweise in die Bildungspolitik fließen könnten. Subventionen verzerren die Wirtschaft. Im Beteiligungsbericht 2002 tauchen E.ON, die Flughäfen Nürnberg und München, die Brauerei Weihenstephan und viele andere Unternehmen auf. Sie sollten in private Trägerschaften übergehen.

- Die FDP schöpft Ihr Stimmenpotenzial ebenso wie die Freien Wähler weitgehend aus dem bürgerlichen Lager. Eine ernste Konkurrenz?

Seit 1998 haben wir gegenüber der Freien Wähler Boden gut gemacht, die diesmal nur sporadisch auftreten und keinen Direktkandidaten stellen. Ich bin sicher, dass wir Stimmen aus diesem Lager gewinnen können.

- Mit 22 Jahren sind Sie einer der jüngsten Kandidaten für den bayerischen Landtag. Keine Angst zu scheitern?

Nein, die Erwartung von außen an einen 22jährigen sind gering. Die höchsten Ziel habe ich mir selbst gesteckt. Aber es geht nicht um meine eigene Karriere, sondern darum, den politischen Idealismus der Liberalen voran zu bringen.

- Besonderes Augenmerk liegt bei der FDP auf einer groß angekündigten Bildungsreform. Was ist Ihnen besonderer Dorn im Auge?

Wir müssen auf dem Arbeitsmarkt mit Bewerbern anderer Länder konkurrenzfähig bleiben. Dazu würde beitragen, die Zeit am Gymnasium um ein Jahr zu verkürzen, Klassenstärken bis maximal 25 Schüler zu erreichen und das letzte Kindergartenjahr als eine Art Vorschule zu nutzen.

- Sie fordern mehr Platz für liberale Gedanken im bayerischen Landtag. Sollten Sie den Sprung schaffen, was wünschen Sie sich?

Es wird Zeit für eine selbstbewusste Opposition, damit das Schnarchkonzert endlich beendet wird. Ein Punkt in unserem 100-Tage-Programm ist die Abschaffung der Sperrzeit, die wir sofort in Angriff nehmen würden.