Würzburg, 14. August 2003

Elternschaft in Deutschland fördern

WÜRZBURG (JFI) Bis auf den letzten Stuhl besetzt bekam die FDP die Häckerstube des Bürgerspitals, wo sich der 22-jährige Politwissenschafts-Student Moritz Kracht als Landtagswahl-Kandidat für Würzburg vorstellte.

Stadtverbands-Vorsitzender Karl Graf gab zu, der Wahlkampf habe "uns so recht noch nicht gepackt" - zumal angesichts des sicheren CSU-Siegs und Umfragen, die den Liberalen drei, vier Prozent der Stimmen prophezeiten. Eine Erhebung sah die FDP allerdings mit 4,9 Prozent knapp an die Klausel-Hürde heranreichen.

Vor seinen über 30 Zuhörern bekannte Kracht, Zuwanderung könne "auch Bereicherung" sein. Vor allem hielt er sich aber an liberale Grundüberzeugungen: "Man hält uns immer vor, was passiert, wenn man privatisiert." Demgegenüber verwies er auf die brandaktuelle Sondergenehmigung, mit der das Kernkraftwerk Isar I sehr warmes Kühlwasser in den Fluss zurückleiten darf, und schloss, da sehe man, was ohne Privatisierung geschehe.

Den Hauptredebeitrag des Abends lieferte der frühere Würzburger Stadtrat Bernd-Jochen Strubel, jetzt Vorsitzender des Landesfachausschusses für Grundsatz- und Zukunftsfragen. Statt Parteiansichten festzulegen, diskutiere dieses Gremium Prinzipielles, stellte Graf seinen Parteifreund vor. Entsprechend Undogmatisches referierte Strubel unter dem Titel "Reformstau in Deutschland".

Über die Schieflage der Rentenkasse kam er auf Familienpolitik und die Notwendigkeit, Elternschaft zu fördern. Da müssten, so Strubel, "materielle Nachteile, die mit dem Aufziehen von Kindern verbunden sind, auf die Gesamtheit der Steuerzahler verteilt werden". Schließlich profitiere ja die Allgemeinheit, wenn künftig wieder mehr Renten-Einzahler lebten.

Da viele Menschen ihr Alter mit einem Eigenheim materiell absicherten, forderte der Liberale, dass die Kredittilgung für derart eingesetzte Immobilien die gleiche staatliche Förderung wie eine Rentenversicherung erhielten.

Auf der unmittelbaren Einnahmeseite der Sozialkassen sprach Bernd-Jochen Strubel sich dafür aus, statt der Lebens- die Wochenarbeitszeit zu verlängern, gleichzeitig aber die Sozialabgaben konstant zu halten - eine effektive Senkung sei die Folge. Außerdem fand er eine Staffelung der Krankenkassenbeiträge je nach gesundheitsbewusstem Handeln der Versicherten durchaus praktikabel: In der Kfz-Versicherung seien unterschiedliche Sätze nach Gefahrenklassen und Unfallhäufigkeit völlig "selbstverständlich".

Strubels Bild zum eindringlichen Aufruf zur Umkehr, man dürfe "den Karren nicht mit dem Flicken von Symptomen auf dem alten Weg weiterfahren lassen", leitete in eine längere Debatte über Details und Grundsätzliches über.